№ 35,  Di.12.07.2022 - So.17.07.2022, Rangiroa

Schon nach unserer Wanderung war zu sehen, dass sich das Wetter und der Pass sich zu beruhigen.  Bei Sonnenaufgang zeigte er sich ganz zahm und das Grübeln und der leichte Schlaf war doch unnötig. Mit den Peilmarkern im Rücken ergab sich die Richtung und nach ein bisschen Auf und Ab waren wir  durch und auf unserer Etappe zum Venuspoint von Tahiti. Eine interessante Segelstrecke durch die Meerenge zwischen diesen 2 schönen Inseln, vorbei an Papeete   konnten wir noch vor dem Dunkelwerden das Riff vor dem Venuspoint durchfahren und in dessen Schutz für die Nacht ankern.

Alles muß gut getacktet werden: Passausfahrt  und –durchfahrt sind nur bei Stillwasser – meist bei Flut oder Ebbe -  optimal oder manchmal überhaupt nur dann möglich. Also diesmal früh raus und los; ca. 200 sm liegen vor uns und bei gewünscht 5 kn Durchschnittsgeschwindigkeit würden wir auch pünktlich am Pass Avaturo von Rangiroa sein.

Alles passte und nach 31 Std. erreichen wir den Pass zur günstigen Zeit, suchen uns eine geeignete Route, durchfahren Kabbelwellen, werden durch glattes, stark strömendes Wasser gezogen und sind bald in Höhe des am Kai liegenden Frachters. Doch dann wird es ungemütlich: hohe, chaotische  Strömungswellen versperren uns den Weg und der Motor schafft es kaum vorwärts. Egal auf welcher Seite ich es versuche, wir kommen nicht weiter....auch nicht mit Klaus’s  Vorschlägen, die ich wiederum nicht annehme. Am Ende gewinnt doch der Motor, aber in diesem Chaos zu ankern war schon damals, als ich mit meinem Bruder Wolfram hier war, kaum möglich. Wir drehen ab in Richtung zur Blauen Lagune. Dort müsste an der windzugewandten Atollseite besserer Schutz zu finden sein. Klaus besteht aber auf einen näheren Ankerplatz vor einer klitzekleinen Vogelinsel...jeder muß seine Erfahrungen machen...Alles klappt und wir verbringen eine schaukelige Nacht mit eingeschalteten Ankeralarm.

An dem zweiten Pass des Atolls ankern wir dann vor dem gleichnamigen Ort Triputa. Er erscheint im Gegensatz zu dem Ort auf der anderen Seite des Passes etwas abgehängt und weniger touristisch genutzt. Aber die Versorgung ist gut; es gibt die üblichen Geschäfte und Kirchen und einen Bäcker mit herrlichen Baguettes...und ein Postamt mit ATM-Maschine. Doch wenn der Dorfdiesel streikt, kriegt man dort die nächsten Tage kein Geld raus und die Geschäfte akzeptieren keine Kreditkarten ... Ich war schneller!

Wir wollen aber ohnehin auf die andere Seite verlegen. Also: “Anke rauf!“  Natürlich ruckelt es, rattert, stockt, geht mit Gewalt weiter...aber dann...nix. Alle Versuche scheitern, nichts geht mehr, wir sitzen fest... Da kann uns nur noch ein Taucher helfen. Auf der anderen Seite sind 3 Tauchschulen! Da werden wir sicher Hilfe bekommen. Mittagszeit: die Tauchgruppen kehren zurück zur Basis. Wir warten. Der erste Master hat wohl grundsätzlich was gegen die störenden Segler. 500 € ist sein unfreundlicher Abwehrpreis (Man müsste Französisch können). Beim 2. wollte uns schon der kleine „Büroleiter“ abwimmeln. Doch der Chef hörte uns doch an (er war nicht so stolz Englisch zu sprechen) und versprach zwischen 2 und 3 Uhr uns zu helfen...plums !

Pünktlich 3 Uhr sind sie da. Der Master und sein Vormann machen sich fertig und tauchen ab...es blubbert, dicke Blasen steigen auf, entfernen sich, kommen wieder näher und dann erscheinen die Männer wieder an der Oberfläche. Den Kopf noch unter Wasser kommt die Hand mit dem o.K.-Zeichen nach oben...geschafft. „Der Anker ist frei!“ In 20 m Tiefe hatte sich die Kette um Hindernisse gewickelt und ohne Taucherhilfe wäre das unentwirrbar gewesen.

Als wir dann am Abend endlich Geld beschafft hatten und bei unserem Helfer abrechnen wollten, lehnte er eine Bezahlung generell ab...Häh ??  Zum Glück hatte ich eine gute Flasche Wein dabei, über die sie sich doch sehr gefreut haben und die Trinkgeldkasse freute sich auch etwas.  Wir müssen wieder mal sagen: „Glück gehabt“!